Kreuzallergie: Mit welchen Lebensmitteln sollte man bei Pollenallergie vorsichtig sein?

Person mit Pollenallergie schnäuzt sich

Bild: Pixabay, CCO

Rinnende Nase, brennende Augen – wer kennt das nicht? Mit dem Aufblühen der Bäume, Sträucher und Gräser im Frühling beginnt zum Leidwesen der AllergikerInnen auch wieder die alljährliche Allergiesaison. Wussten Sie, dass sich aufgrund einer Pollenallergie auch eine Kreuzallergie auf bestimmte Lebensmittel entwickeln kann? Die bESSERwisser haben dazu recherchiert.

Allergie-Erkrankungen in Österreich

In den vergangenen Jahren hat die Zahl von Allergie-Erkrankungen weltweit zugenommen, und Allergien haben sich längst zur Volkskrankheit entwickelt. Laut dem erstem österreichischen Allergiebericht litt im Jahr 2006 bereits jede fünfte Person in Österreich an einer Allergie [1]. Innerhalb weniger Jahre gab es hier dann einen deutlichen Anstieg: Eine groß angelegte Langzeitstudie zeigte, dass im Jahr 2012 bereits rund 37 Prozent der ÖsterreicherInnen von Allergien betroffen waren – das entspricht in etwa jeder dritten Person [2]. Im Zuge derselben Studie wurde vier Jahre später erhoben, dass es bis zum Jahr 2016 bei den österreichischen AllergikerInnen zu einem weiteren Zuwachs von 13 Prozent kam [3].

Über den Grund für den Anstieg von Allergien gibt es aktuell viele Diskussionen und Spekulationen. Es spielen hier sowohl Vererbung als auch Umwelt eine wichtige Rolle. Man weiß heute, dass zu strenge Hygienemaßnahmen Allergien fördern können. Aufwachsen auf einem Bauernhof schützt bis zu einem gewissen Maße vor Allergien, und Stallluft bildet so etwas wie einen „Allergie-Schutzschild“ im Umkreis von mehreren hundert Metern.

Allergien – wenn das Immunsystem verrückt spielt

Bei einer Allergie handelt es sich um eine Überreaktion des Körpers auf bestimmte Stoffe, die an sich harmlos sind. Das Immunsystem stuft diese als gefährlich ein und bekämpft sie. Eine Allergie entspricht funktionell einer fehlgeleiteten Entzündungsreaktion. Die winzigen Bestandteile von Stoffen, die Allergien hervorrufen können, werden als Allergene bezeichnet. Allergenquellen wiederum nennt man Stoffe, die Allergene enthalten. So etwa stellt der Pollen die Allergenquelle dar, und bestimmte Bestandteile davon das Allergen.
In Österreich stellt die Pollenallergie, auch als Heuschnupfen bekannt, die häufigste und am weitesten verbreitete Allergie dar: Eine Umfrage im Jahr 2019 ergab, dass rund 43 Prozent aller ÖsterreicherInnen unter den Pollen von Bäumen, Gräsern und anderen Pflanzen leiden [4]. Anzeichen für eine Allergie können juckende Augen und eine juckende Nase, häufiger Niesreiz oder Schnupfen sein.

Kreuzallergien

Bei vielen Menschen mit Pollenallergie bleibt es nicht bei dieser einen Allergie. Viele Betroffene reagieren irgendwann zusätzlich zu Baum- oder Gräserpollen auch auf bestimmte Obst- oder Gemüsesorten oder Gewürze allergisch. Man spricht von einer pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie. Darunter leiden vor allem Personen, die auf Frühblüher (Hasel, Erle, Birke) allergisch reagieren [5]. Die pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie beruht auf einer so genannten Kreuzallergie oder Kreuzreaktion, einem speziellen Fall einer allergischen Reaktion: Die Allergene von zwei Stoffen ähneln sich stark, und der Körper kann sie nicht voneinander unterscheiden. So kann sich bei bestehender Allergie gegen Pollen dann auch eine Allergie gegen Nahrungsmittel ausprägen. In vielen Fällen liegt einer Kreuzallergie eine botanische Verwandtschaft oder (bio-)chemisch ähnliche Struktur zugrunde, nicht immer sind die Gemeinsamkeiten jedoch bekannt. Beim Großteil der Betroffenen sind Kreuzallergien nicht an die Pollensaison gebunden und verursachen das ganze Jahr über allergische Reaktionen. Bei einem kleineren Teil der AllergikerInnen korrelieren die Allergiesymptome mit der Pollensaison  [6].

Das bekannteste Beispiel für eine Kreuzallergie ist das Birkenpollen-Nuss-Kernobst-Syndrom: Personen mit Birkenpollenallergie vertragen oft auch keine rohen Äpfel, Haselnüsse, Kirschen, Karotten, Sellerie, Sojabohnen oder Erdnüsse. Sie reagieren allergisch auf den Verzehr dieser Lebensmittel, weil ihr Immunsystem darin enthaltene Strukturen mit dem Birkenpollen-Allergen verwechselt [7].

Kreuzreaktionen treten relativ häufig auf: Schätzungsweise 60 Prozent aller Nahrungsmittelallergien sind das Resultat einer Kreuzreaktion [8].

Wie bemerkt man eine Kreuzallergie?

Aufgrund möglicher Kreuzallergien sollten PollenallergikerInnen beim Genuss bestimmter Nahrungsmittel vorsichtig sein. Jucken oder Bläschenbildung im Mund- und Rachenraum könnten ebenso ein Hinweis auf eine Kreuzallergie sein wie Mund-, Zungen-, Hals- und Lippenschwellungen. Auch Heiserkeit, Taubheitsgefühl, Schwellung der Augenlider, Schnupfen und Bindehautentzündungen, Asthma oder Rötungen und Quaddeln auf der Haut können als Folge einer Kreuzallergie auftreten. Seltener kommt es zu Atem- oder Schluckbeschwerden, Bauchschmerzen und Erbrechen oder anaphylaktischen Reaktionen [7, 8]. Eine eindeutige Diagnose, ob es sich um eine Kreuzallergie handelt, kann allerdings nur der Arzt oder die Ärztin mithilfe eines Allergietests liefern.

Kreuzallergie bei Pollenallergie: Vorsicht mit diesen Lebensmitteln

Kreuzallergien mit folgenden Lebensmitteln kommen bei PollenallergikerInnen besonders häufig vor [6-11]:

Allergie gegen Baumpollen (z.B. Birke, Erle, Hasel)

Obst: Apfel, Birne, Kirsche, Kiwi, Nektarine, Pfirsich, Marille, Pflaume, Feige

Gemüse und Kräuter: Karotte, Kartoffel, Sellerie, Sojabohnen, Petersilie, Kümmel, Fenchel, Koriander, Anis

Nüsse: Haselnuss, Erdnuss, Mandel

Der „Klassiker“ unter den Kreuzallergien ist Birkenpollen – Apfel/Nuss.

Allergie gegen Kräuterpollen, vor allem Beifuss

Obst: Mango

Gemüse und Kräuter: Karotte, Paprika, Karfiol, Kohl, Brokkoli, Sellerie, Petersilie, Knoblauch, Zwiebel, Senf, Kümmel, Fenchel, Zimt, Koriander, Anis, schwarzer Pfeffer, Kamille

Allergie gegen Gräser- und Getreidepollen

Obst: Erdbeere, Melone, Kiwi

Gemüse und Kräuter: Kartoffel, Tomate, Hülsenfrüchte, Mais, Zwiebel, Sellerie, Sojabohnen

Nüsse: Erdnüsse

Cerealien: Kleie, Weizen, Hafer, Roggen, Reis

Werden die genannten Lebensmittel jedoch gut vertragen, hilft ihr regelmäßiger Konsum, die Toleranz gegenüber den Allergenen aufrechtzuerhalten.

Übrigens: Auch bei anderen Allergien, wie beispielsweise gegen Hausstaubmilben, Latex oder Hühnerfedern, kann es zu Kreuzallergien mit bestimmten Lebensmitteln kommen [8, 12].

Tipps bei Kreuzallergien

Zunächst ist es wichtig, den eigenen Körper nach dem Verzehr „heikler“ Lebensmittel zu beobachten und die Lebensmittel zu identifizieren, die allergische Symptome auslösen. Am besten ist es, bei bestehender Pollenallergie nur kleine Mengen der möglicherweise allergieauslösenden Obst-, Gemüse-, Nuss- oder Cerealien-Sorte auszuprobieren. Hat der oder die Betroffene bereits heftig auf bestimmte Lebensmittel reagiert, sollten Experimente auf Kreuzallergien keinesfalls ohne ärztliche Aufsicht durchgeführt werden. Auch ob tatsächlich eine Kreuzallergie vorliegt, kann nur der Arzt oder die Ärztin bestätigen.

Bei ärztlich bestätigter Kreuzallergie sollte der Genuss der betroffenen Lebensmittel dann wenn möglich vermieden werden. Nicht bei allen Kreuzallergien ist jedoch ein gänzlicher Verzicht wie bei primären Lebensmittelallergien nötig [7]. Manche Lebensmittel sind nach dem Kochen, Backen oder Braten für KreuzallergikerInnen gut verträglich, da sich durch das starke Erhitzen die Struktur der Allergene verändert.

Kreuzallergie auf Äpfel

Dies kann etwa bei einer Apfelallergie der Fall sein, welche oft als Begleiterscheinung bei Personen mit Birkenpollen vorkommt: Viele Personen mit einer Apfelallergie reagieren zwar auf rohe Äpfel, vertragen aber meist verarbeitete Äpfel in Form von Apfelkuchen, -kompott oder -saft.

ApfelallergikerInnen können außerdem unterschiedlich auf verschiedene Apfelsorten reagieren. Manchmal genügt es daher schon, auf eine spezielle Sorte zu verzichten. Auch die Jahreszeit kann die Allergie beeinflussen: Es gibt ApfelallergikerInnen, die selbst auf rohe Früchte nur während der Pollensaison Symptome entwickeln und nur zu dieser Zeit darauf verzichten müssen.

Was auch interessant ist: Auf die gleiche Sorte muss eine Reaktion nicht immer gleich ausfallen, da die Zahl der Allergene im Apfel innerhalb derselben Sorte je nach Reifezeit und Lagerungsmethode schwanken kann.

Des Weiteren wirken einige alte Apfelsorten weniger allergen als die gängigen Supermarktäpfel. Neue Züchtungen zielen meist auf einen hohen Süßegrad ab, was durch eine Reduktion bestimmter Abwehrstoffe, der Polyphenole, erreicht wird, aber auch mir einem höheren Anteil an Allergenen verbunden ist. Erste Studien konnten nun zeigen, dass der regelmäßige Verzehr alter Apfelsorten die Beschwerden von AllergikerInnen lindern konnte und diese auch neue Apfelsorten wieder besser vertragen [13]. Früher war eben alles besser.

Referenzen:

[1] Dorner T., Lawrence K., Rieder A. und Kunze M.: Österreichischer Allergiebericht. In: Verein Altern mit Zukunft, Juni 2006.

[2] Breyer-Kohansal R., Breyer MK, Hartl S., Burghuber OC: The Austrian LEAD (Lung hEart sociAL boDy) Study: Background of the Austrian Longitudinal Cohort Study. Pneumologie. 2015;69(8):459-62.

[3] Breyer-Kohansal R., Hartl S., Burghuber OC, et al.: The LEAD (Lung, Heart, Social, Body) Study: Objectives, Methodology, and External Validity of the Population-Based Cohort Study. J Epidemiol. 2019;29(8):315-324. doi:10.2188/jea.JE20180039

[4] Statista (2019): An welchen Allergien leiden Sie?

[5] Mein Allergieportal: Kreuzallergien oder Pollenassoziierte Nahrungsmittelallergien

[6] Allergiecheck: Könnten bestimmte Lebensmittel allergische Symptome verursachen?

[7] Österreichischer Pollenwarndienst: Kreuzreaktionen

[8] Allergieinformationsdienst: Nahrungsmittel als Allergene und Kreuzallergien

[9] Allergieratgeber: Kreuzallergien

[10] Medizinische Universität Wien: Wie Pollen auf den Magen schlagen

[11] Europäische Stiftung für Allergieforschung: Studie: Alte Apfelsorten lindern Allergie (2017)

[12] Hemmer W., Klug C. and Swoboda I. (2016). Update on the bird-egg syndrome and genuine poultry meat allergy. Allergo J Int. 2016; 25: 68–75.. doi: 10.1007/s40629-016-0108-2

[13] Forschung und Lehre, CHARITÉ: Berliner Forscher sind Apfel-Allergie auf der Spur

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