Lebensmittel aus Konservendosen: schädlich?

Bild: Pixabay, CCO

Gehört haben Sie es vermutlich schon einmal: Ist eine Konservendose erst einmal geöffnet, sollte man den Inhalt gleich in ein anderes Gefäß umfüllen. Es wird auch immer wieder gesagt, dass Nahrung aus Konservendosen generell schädlich sein soll. Ist das wahr? Die bESSERwisser sind diesen Aussagen auf den Grund gegangen und haben dazu recherchiert.

Geöffnete Konservendosen unbedingt umfüllen

Es stimmt, dass Lebensmittel aus geöffneten Konservendosen umgefüllt werden sollten. Und es gibt zwei Gründe dafür: Zum einen verderben sie in einer geöffneten Dose schneller als in einem geschlossenen Kunststoff- oder Glasgefäß. Und zum anderen gehen dann keine bedenklichen Stoffe aus der Dose in die Lebensmittel über. Umgefüllte Konserven sind im Kühlschrank noch ca. 2-3 Tage haltbar.

Abgabe von Zinn und BPA an Lebensmittel

Generell muss zwischen verschiedenen Konservendosen unterschieden werden. Es gibt beschichtete und teilbeschichtete sowie nicht-beschichtete Dosen am Markt. Ausgangsmaterial ist verzinntes Stahlblech oder Aluminium. Bei unbeschichteten Konservendosen – die immer seltener werden – geht durch den Sauerstoff in der Luft vermehrt das Schwermetall Zinn vom Blech der Dose in die Lebensmittel über. Bei vollbeschichteten Konservendosen – man erkennt sie an der weißlichen Kunststoffschicht an Wänden und Deckel – ist dies nicht der Fall.  Stattdessen wird bei diesen Dosen der Inhalt mit Bisphenol A (BPA) belastet, dessen Auswirkungen auf Menschen noch nicht geklärt sind. Auch Aludosen (z.B. Getränkedosen) sind übrigens mit Kunststoff beschichtet.

Dosen auch ökologisch bedenklich

Konservendosen sind nicht nur aufgrund der Zinn- oder BPA-Belastung der Lebensmittel bedenklich, sie sind auch ein Umweltproblem. Für die Produktion einer Dose aus Aluminium wird enorm viel Energie aufgewandt. Selbst wenn die Dose der nur teilweise möglichen Wiederverwertung zugeführt wird, ist dies aus ökologischer Sicht untragbar. Weißblechdosen hingegen lassen sich gut wiederverwerten, verlieren beim Recycling aber meist die Zinnbeschichtung. Es besteht schon lange der Verdacht, dass Bisphenol A (BPA)  aufgrund seiner hormonähnlichen Wirkung für Mensch und Tier schädlich ist [1-3].

Zinn: Konservendosen bestehen zumeist aus verzinntem Stahlblech. Das Schwermetall Zinn, das eine hohe Beständigkeit gegen Luftsauerstoff und Feuchtigkeit aufweist, soll die Korrosion des Blechs verhindern. Besonders Lebensmittel, die Fruchtsäuren enthalten (z.B. Obst, Tomaten) oder denen Zitronensäure beigefügt wurde (z.B. Pilze, Fisch), können Zinn aus dem Dosenmaterial herauslösen. Dieser Effekt verstärkt sich nach dem Öffnen der Dose durch die Einwirkung von Sauerstoff. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass der Zinngehalt in den Lebensmitteln nach dem Öffnen erst nur leicht ansteigt, sich aber bereits nach zwei Tagen drastisch erhöht [4].

Alu: Getränkedosen sind häufig aus Aluminium. Auch dieses Metall ist unter dem Einfluss von Säure oder Salz löslich. Deshalb werden auch Aludosen auf der Innenseite mit Epoxid beschichtet.

BPA: Um den Übertritt von schädlichem Zinn bzw. Alu in Lebensmittel sowie Geschmacksveränderungen zu verhindern, werden Dosen mit Epoxidkunststoffen beschichtet, die BPA enthalten und dieses auch an den Doseninhalt abgeben. Da BPA fettlöslich ist, sind davon insbesondere Fischkonserven betroffen. 2015 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit den Grenzwert für die Aufnahme an Bisphenol A von 50 auf 4 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht herabgesetzt. Dieser kann durch den Konsum von Dosennahrung sehr leicht überschritten werden. Einige Länder wie z.B. Frankreich haben deshalb die Dosenbeschichtung mit BPA-haltigen Kunststoffen verboten. Es wird schon lange vermutet, dass BPA unter anderem bei der Entstehung von Krebs, Diabetes und Herzproblemen involviert ist und Störungen der Reproduktion verursachen kann [1-3]. Es gibt jedoch teilweise widersprüchliche Ergebnisse aus der Grundlagenforschung und der chemischen Industrie, was immer wieder zu Diskussionen führt [5].

Tipps

  • Verwenden Sie Ihrer Gesundheit und auch der Umwelt zuliebe möglichst keine Konserven- und Getränkedosen!
  • Nie Lebensmittel direkt in einer beschichteten Dose erhitzen! Durch die Wärme geht vermehrt BPA in die Nahrung über!
  • Auch geknickte oder stark verbeulte Dosen sollten weggeworfen werden, da wegen der Beschädigung der Schutzschicht Zinn und BPA in die Lebensmittel übergehen können und möglicherweise das Blech bereits gerostet ist. Somit ist die Haltbarkeit nicht mehr gegeben.

 

Referenzen

[1] Michałowicz J.: Bisphenol A-sources, toxicity and biotransformation. Environ Toxicol Pharmacol. 2014 Mar;37(2):738-58. doi: 10.1016/j.etap.2014.02.003.

[2] Lang IA, Galloway TS, Alan S. et al.: Association of Urinary Bisphenol A Concentration With Medical Disorders and Laboratory Abnormalities in Adults. JAMA. 2008;300(11):1303-1310. doi:10.1001/jama.300.11.1303

[3] Völkel W., Colnot T., Csanády GA et al.: Metabolism and Kinetics of Bisphenol A in Humans at Low Doses Following Oral Administration. Chem. Res. Toxicol. 2002, 15 (10), pp 1281–1287, DOI: 10.1021/tx025548t

[4] Brau G., Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart: Zinn in Lebensmitteln aus Konservendosen. Ein Bericht aus unserem Laboralltag, 2010.

[5] Borrell B.: Toxicology: The big test for bisphenol A. Nature 2010; 464, 1122-1124 | doi:10.1038/4641122a

 

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25 Gedanken zu “Lebensmittel aus Konservendosen: schädlich?
  1. Wirth

    Das war mal klar und deutlich erklärt. Schade das es in Deutschland fast alles in der Dose ist und nicht im Glas . Toller Bericht. Danke.

     
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    1. bESSERwisser

      Vielen lieben Dank für das tolle Feedback!

      Liebe Grüße,
      die bESSERwisser

       
    1. Die bESSERwisser

      Lieber Nelson Bassing, danke für Deine Frage! Aus Lebensmittelkonserven, die nicht verbeult sind und deren Inhalt nicht verdorben ist, sollten prinzipiell beim Öffnen keine schädlichen Gase entweichen – weder in die Umgebung noch in den Kühlschrank. Liebe Grüße, die bESSERwisser

       
  2. Claudio Baluzzo

    Vielen Dank für die detaillierte Information.

    Freundliche Grüße,

    Claudio Baluzzo, Bolivien.

     
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    1. Die bESSERwisser

      Lieber Claudio Baluzzo! Wir freuen uns immer über positive Rückmeldungen unserer LeserInnen, vielen Dank! Liebe Grüße, die bESSERwisser

       
  3. Fischer Robert

    Frage bitte: wie vergiftet bin ich,da ich seit 30 Jahren ca 6-10 Dosen Bier trinke? Und kann der Arzt im Blut die Zinndichte messen? habe Bedenken,da ich unerwarteterweise nach der Gehirn Computertomographie in Pension geschickt wurde. Pva Arzt meint: nicht die Zigaretten sondern der Alko ist das Problem der weissen Flecken im Gehirn.Dabei ging ich nur zum Psychoarzt wegen meiner Bekannten welche alle meinten: Du merkst dir ja gar nichts mehr (Papa das war nicht vor 3Monaten sondern Wochen usw-oder deinen Autoradio haben wir in deinem Beisein ja unlängst schon eingebaut),,,

     
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    1. Die bESSERwisser

      Lieber Robert Fischer! Diese Frage kann leider nur Ihr behandelnder Arzt beantworten, der die Untersuchungen durchgeführt hat. Mit ihm sollten Sie im Detail besprechen, woher Ihr Problem kommt. Beste Grüße, die bESSERwisser

       
    1. Die bESSERwisser

      Lieber Hans Dunkel, das ist eine gute Frage! Die im Handel befindlichen Konservendosen sollten prinzipiell alle nicht gesundheitsschädlich sein, jedoch gibt es bei Überprüfungen immer wieder Beanstandungen. Wie „gesund“ der Inhalt einer Konservendose ist, hängt unter anderem auch davon ab, ob sie unbeschädigt – dh nicht verbeult – ist und ob sie richtig geöffnet wurde. Ein Aufbewahren des Inhaltes in der Dose nach dem Öffnen sollte vermieden werden. Eine „gesunde Beschichtung“ gibt es unseres Wissens nach aktuell nicht im Handel. Beste Grüße von den bESSERwissern

       
  4. Martin

    Ist es tatsächlich Zinn, mit dem die Konservendosen beschichtet sind ? Diese Metall-Beschichtungen in manchen Dosen sehen eigentlich genauso scheckig aus, wie feurverzinktes Blech. Zink wäre allerdings noch weniger Lebensmitteltauglich als Zinn.
    Zinn ist mir nur von verlöteten Dosen bekannt.

    Bei innen lackierten Konservendosen blättert der Lack (sieht man insbesondere bei weiß lackierten Dosen) bereits beim normalen öffnen mit einem Dosenöffner ab, und man hat die weißen Flocken dann in großer Zahl im Lebensmittel.

    Daß es sich bei den Kunststoff-Beschichtungen um Epoxid handelt, war mir auch noch nicht bekannt. Das ist nochmal ein Grund mehr, Blech-Konserven zu meiden.

     
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    1. Die bESSERwisser

      Lieber Martin, vielen Dank für deine Frage! Ja, als Dosenmaterial wird tatsächlich Stahlblech mit einer hauchdünnen Zinnbeschichtung verwendet, welche der Vermeidung von Korrosion dient. Bei der weißen Beschichtung handelt es sich um das im Artikel auch genannte BPA. Beim Öffnen sollte man daher unbedingt vorsichtig sein, und auch beim Hantieren mit einer Gabel sollte man die Schutzschicht nicht beschädigen. Beste Grüße von den bESSERwissern

       
    1. Die bESSERwisser

      Liebe Gabriele Navarro Fernandez! Vermutlich sind auch Konserven für Tierfutter mit Zinn oder BPA beschichtet, und sie sind daher genauso schädlich bzw. unschädlich wie Dosen für den Menschen. Am besten aber hier direkt beim Hersteller des Lieblingsfutters Ihres Hundes nachfragen, da es sehr schwer ist, zur Beschichtung von Dosen konkrete Informationen zu erhalten. Beste Grüße, die bESSERwisser

       
  5. Just AnotherSoul

    War ja irgendwie klar. Ich hab vor Jahren aufgehört Konservendosen zu benutzen, weil ich fast immer Kopfschmerzen danach bekommen hab. Ich hab das sooft getestet, weil ich es selber nicht glauben wollte. Hab aber erst jetzt mal recherchiert. Die Situation ist sogar etwas schlechter als ich erwartet hätte. Schlimm das Konservendosen immernoch so weit verbreitet sind hier.
    Danke für den Beitrag. =)

     
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    1. Die bESSERwisser

      Vielen Dank für den Kommentar zu unserem Beitrag – es freut uns, dass dieser Ihnen weitergeholfen hat! Wenn Sie auf Konservendosen verzichten können und stattdessen zu frischen Lebensmitteln greifen, ist das natürlich die beste Lösung. Liebe Grüße von den bESSERwissern

       
  6. Robert S.

    danke für den Bericht;
    jetzt kann ich den Fisch aus einer unbeschichteten und vor Tagen geöffneten Dose mit gutem Gewissen wegwerfen.

    Robert S.

     
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  7. Dr. Andreas Müller

    Ich hab lange im Internet gesucht und war mit den Infos unzufrieden, bis ich auf bESSERwisser gestoßen bin. Klare und sachlich korrekte Aussagen, gute Zusammenfassung, kritische Bewertung ohne Weltuntergangstimmung. Vielen Dank!

     
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    1. Die bESSERwisser

      Lieber Dr. Müller, Lob freut uns natürlich immer, vielen Dank! Weiterhin viel Spaß beim Lesen der Blogbeiträge wünschen Ihnen die bESSERwisser

       
  8. A K

    mich würde interessieren, ob all diese Inhalte (wie zb Hülsenfrüchte) aus der Dose erst abgewaschen werden sollten.

     
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    1. Die bESSERwisser

      Vielen Dank für die Frage! Ein Abspülen des Doseninhalts ist in den meisten Fällen nicht nötig, da die Säfte auch genießbar sind. Eine Ausnahme stellen hier Hülsenfrüchte wie weiße und rote Bohnen, Linsen oder Kichererbsen dar: Diese sollten vor der Zubereitung kurz abgespült werden – das macht manche Gerichte geschmacklich besser und die Hülsenfrüchte auch besser verdaulich. Liebe Grüße von den bESSERwissern

       
  9. Melanie Samsel

    Ich finde es interessant, dass man entweder die Wahl zwischen Zinn oder BPA in den Lebensmitteln hat. Es muss zwar Gründe haben, warum das erlaubt ist, aber so als Laie lese ich das beunruhigt. Um ehrlich zu sein, ich wusste nicht einmal, dass man Zinn auch in Dosen verwendet – ich hatte bis vor ein paar Jahren noch nie von dem Metall gehört. Damals hat mein Vater bei einem Ankauf von Zinn versucht, einen Unterschied für uns zu machen und ist leider dann zu früh von uns gegangen.

     
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    1. Die bESSERwisser

      Liebe Melanie Samsel, danke für das Interesse an unserem Artikel und den Kommentar! Prinzipiell gibt es für die im Handel erhältlichen Dosen festgelegte Grenzwerte bei Zinn und BPA, diese wurden aber bei Überprüfungen immer wieder überschritten. Am besten ist es daher, wenn möglich auf Dosen zu verzichten und stattdessen frische Lebensmittel zu kaufen. Beste Grüße von den bESSERwissern

       
  10. Lonek

    Im artikel steht, dass man lebensmittel nie direkt in der dose erhitzen soll, weil dann vermehrt bpa gelöst wird, allerdings werden sämtliche konserven doch ohnehin für lange zeit stark erhitzt und der inhalt gar gemacht, da müsste doch exakt dasselbe passieren? Wenn sich dabei massenhaft bpa löst, wieso ist das standardmäßige garen des doseninhalts vor dem verkauf überhaupt legal?

     
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    1. Die bESSERwisser

      Danke für deine Anfrage, Lonek! Es stimmt, dass Epoxy-Beschichtungssysteme zurzeit in der Kritik stehen, da sie in geringen Mengen Stoffe wie Bisphenol A (Bisphenol-A-Problematik) in den Konserveninhalt abgeben. Wir haben deine Anfrage an Expert*innen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) weitergeleitet und folgende Antwort erhalten:

      Für BPA-haltige Lacke und Beschichtungen für den Lebensmittelkontakt gilt die Verordnung (EU) 2018/213. Diese legt für die Abgabe von BPA einen Grenzwert von 0,05 mg/kg Lebensmittel fest. Die Sterilisation von Konserven bei etwa 120 °C erfolgt jedoch nicht wie angenommen über eine lange Zeit, sondern nur für wenige Minuten. Die Beschichtungshersteller bzw. Lebensmittelabfüller müssen gewährleisten können, dass dieser Grenzwert nach Sterilisation und anschließender Lagerung bis zum MHD – also bei bestimmungsgemäßem Gebrauch – eingehalten wird. Dies wird durch Untersuchungen überprüft und bestätigt. Uns sind auch keine Grenzwertüberschreitungen im Rahmen der amtlichen Kontrolle bekannt. Es löst sich also nicht „massenhaft“ BPA, jedoch übernimmt niemand die Verantwortung, dass der Grenzwert auch bei einer zusätzlichen Erhitzung unter nicht näher spezifizierten Bedingungen ebenfalls noch eingehalten würde.

      Wir hoffen, dass deine Frage damit beantwortet werden konnte. Liebe Grüße, die bESSERwisser

       

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