Famose Allulose: Abnehmen trotz Süßigkeiten?

Allulose

Quelle: Pixabay CC0

Gibt es Alternativen zu Zucker, die genauso gut schmecken? Allulose ist ein neuartiger Zucker, der einen geringen Kaloriengehalt hat. Die bESSERwisser haben recherchiert.

Ein hoher Zuckerkonsum wird als eine der relevantesten Ursachen für Übergewicht und Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen genannt. Erwachsene sollten nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen (WHO) maximal 50 Gramm Zucker pro Tag zu sich nehmen, durchschnittlich verzehren sie allerdings etwa 93 Gramm pro Tag. [1,2]

Gesundheitsbewusste und besonders Abnehmwillige versuchen es mit verschiedenen anderen Süßungsmitteln, die aber oft nicht den gewünschten Effekt haben. Einige der Süßstoffe stehen erst recht im Verdacht, über die Veränderung der Darmflora bzw. über die Beeinflussung des Sättigungsgefühls zur Gewichtszunahme beizutragen [3]. Mehr dazu im HungryforScience-Artikel „Machen Süßstoffe wirklich schlank?“.

Die gerne eingesetzten Zuckeralkohole (wie Sorbit, Xylit, Erythrit usw.) dürfen nur in kleineren Mengen genossen werden, da sie ab einer bestimmten, individuell sehr unterschiedlichen Menge abführend wirken. Alle Süssungsmittel haben das zusätzliche Problem, dass sie sich nur bedingt zum Backen von Kuchen und Torten eigenen, da ihnen die Volumen- und Textur-Eigenschaften von Zucker fehlen und zudem lassen sie geschmacklich oft zu wünschen übrig. Das liegt daran, dass sie keine geschmacksverstärkende und -abrundende Wirkung wie Zucker haben, der viele Aromen erst zur vollen Entfaltung bringt. Auch die konservierenden Eigenschaften von Zucker (z.B. in Konfitüren oder Gelees) können nicht so leicht ersetzt werden. Mehr Informationen dazu findet man im HungryforScience-Artikel „Aus flüssig wird fest: Marmelade und Co“.

Zucker ohne Kalorien

In Japan wird ein beinahe kalorienfreier Zucker, die Allulose, schon seit 2010 hergestellt. Auch in anderen Ländern gibt es Allulose längst im Handel. Sie ist allerdings sehr teuer und wird vor allem als Abnehmprodukt beworben (z.B. in den USA: ca. 200 Milliliter um knapp 13 US-Dollar).

Und in der Europäischen Union? Ein deutsches Start-up-Unternehmen, Savanna Ingredients, entwickelt eine neue Technik um Allulose billiger herstellen zu können. Und zwar nicht aus Fructose-Mais-Sirup wie in den USA, sondern aus Zuckerrüben. Derzeit läuft in der EU dafür ein Zulassungsverfahren nach der Novel-Food-Verordnung [4]. Es wird sicher noch zwei bis drei Jahre dauern, bis Allulose genehmigt wird, sie soll dann als „kalorienfreier Zucker“ vermarket werden. Auch wenn sie nicht ganz kalorienfrei ist, sondern nur stark kalorienreduziert: 100 Gramm Zucker hat einen Energiewert von 400 kcal (=Kilokalorien=1700 kJ) [5], 100 Gramm Allulose nur 20 kcal [6].

Allulose und ihre Wirkung

Allulose, früher auch Psicose genannt, ist ein Monosaccharid (Einfachzucker), das in der Natur nur selten und nur in kleinen Mengen vorkommt. WissenschaftlerInnen nahmen sie als Vorbild, um die Molekülstruktur von anderen Sacchariden enzymatisch zu verändern und so Allulose in größeren Mengen zu gewinnen. Allulose kann vom Menschen nicht wie Glukose verstoffwechselt werden und muss weitgehend ungenutzt wieder ausgeschieden werden, dadurch liefert sie kaum Energie. Sie wird ähnlich wie Zuckeralkohole im Stoffwechsel abgebaut.

Nach Versuchen an Tieren (Ratten, Mäusen) werden inzwischen auch etliche Studien mit Menschen durchgeführt, die vielversprechende Ergebnisse bringen. Der Abnehm-Effekt ist deutlich zu messen, schädliche Nebenwirkungen sind derzeit noch nicht bekannt. Allulose kurbelt die Fettverbrennung an, während die Kohlenhydratverbrennung sinkt. Der Metabolismus von Fettleibigen wird dadurch normalisiert. [7,8] Allerdings benötigt es noch weitere Studien, um die Zulassung in der EU zu erhalten. Gerade was die Dosis von Allulose angeht, ist man sich noch nicht sicher: es müssen die ADI-Werte (akzeptable tägliche und lebenslange Aufnahmemenge) festgelegt werden.

Obwohl Allulose nur etwa 70 % der Süßkraft von Zucker hat, besitzt sie viele andere wichtige Eigenschaften von Zucker wie z.B. ähnliche Eigenschaften bezüglich Volumen und Textur beim Backen. Man kann sie karamellisieren und die Maillard-Reaktion (siehe HungryforScience-Artikel „Braten, Backen, Karamellisieren – Chemie des guten Geschmacks“) gelingt damit [9]. Auch Aromen verstärken und abrunden kann sie ähnlich wie Zucker. Dadurch könnte sie nicht nur in Haushalten, sondern auch von der Lebensmittelindustrie gut verwendet werden.

 

Fazit

Man wird noch ein paar Jahre warten müssen, um herauszufinden, ob Naschen ohne Gewichtszunahme funktioniert und was es für Nebeneffekte haben wird. Ob der neue Hype für viele Menschen mit Verdauungsproblemen und Unverträglichkeiten endet, ähnlich wie bei gängigen Zuckeralkoholen? Abnehmen trotz eines hohen Süßigkeitenkonsums klingt doch irgendwie zu paradiesisch, um wahr zu sein.

Quellen:

[1] Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, WHO-Zuckerempfehlungen: https://www.ages.at/themen/ernaehrung/who-zucker-empfehlungen/. Abgerufen am 26.09.18

[2] Der Standard.at; Zuckerkonsum: Die süßen Schattenseiten der Ernährung: https://derstandard.at/2000052304442/Zuckerkonsum-Die-suessen-Schattenseiten-der-Ernaehrung. Abgerufen am 27.09.18

[3] Cabral, T., Pereira, M., Falchione, A., et.al.: Artificial Sweeteners as a Cause of Obesity: Weight Gain Mechanisms and Current Evidence (2018). Health, May 5, 10: 700-717. doi: 10.4236/health.2018.105054. http://www.scirp.org/journal/PaperInformation.aspx?paperID=84959 

[4] Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Neuartige Lebensmittel: https://www.ages.at/themen/lebensmittelsicherheit/neuartige-lebensmittel/. Abgerufen am 27.09.18

[5] Nährwerterechner.de, Nährwerte Zucker weiß: https://www.naehrwertrechner.de/naehrwerte/Zucker+wei%C3%9F/ . Abgerufen am 27.09.18

[6] Deutsches Bundeszentrum für Ernährung, Allulose: https://www.bzfe.de/inhalt/bzfe-newsletter-nr-28-vom-11-juli-2018-32567.html. Abgerufen am 27.09.18

[7] Kimura T., Kanasaki A., Hayashi N. et.al.: d-Allulose enhances postprandial fat oxidation in healthy humans (2017). Nutrition, June 29, 43–44: 16-20: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0899900717301181

[8] Han Y., Kwon E-Y., Yu M.K. et.al.: A Preliminary Study for Evaluating the Dose-Dependent Effect of d-Allulose for Fat Mass Reduction in Adult Humans: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial (2018). Nutrients, Jan 29;10(2): 160; doi:10.3390/nu10020160 http://www.mdpi.com/2072-6643/10/2/160/htm

[9] Oshima H., Ozaki Y., Kitakubo Y. und Hayakawa S.: Decrease in the d-Psicose Content of Processed Foods Fortified with a Rare Sugar (2014). Food Science and Technology Research 20(2):415-421. https://doi.org/10.3136/fstr.20.415   https://www.jstage.jst.go.jp/article/fstr/20/2/20_415/_article/-char/en

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