Ist frisches Obst gesünder als Trockenfrüchte?

Trockenfrüchte am Markt

Bild: Pixabay, CC0

Wenn sich im Herbst die Auswahl an frischem heimischem Obst nicht mehr so vielfältig zeigt, beginnt die Hauptsaison getrockneter Früchte. Spätestens im Nikolosackerl hat Dörrobst einen festen Platz. Über die gesundheitlichen Aspekte von gedörrten Pflaumen, Feigen und Apfelringen scheiden sich allerdings die Geister. Für die einen sind Trockenfrüchte nichts weiter als Kalorienbomben, für die anderen stellen sie einen wichtigen Teil einer gesunden Ernährung da. Was ist dran an diesen Meinungen? Die bESSERwisser haben sich selbst ein Bild gemacht.

Wie bei den meisten Fragen gibt es viele Facetten zu beachten.

Nährstoffe und Energiedichte

Eine Befürchtung ist, dass beim Trocknungsprozess wertvolle Inhaltstoffe der Früchte zerstört werden. Hitzeempfindliche Vitamine gehen tatsächlich zum Teil verloren; speziell der Vitamin C Gehalt verringert sich beim Trocken deutlich. Der Großteil der Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe wird aber kaum beeinträchtigt [1]. Demnach kann der regelmäßige Genuss von Trockenfrüchten sogar auch – so wie der von frischem Obst – bei der Krebsprävention und der Vermeidung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen helfen [2, 3].

Durch den Wasserentzug liegen die Mineralstoffe im Dörrobst im Vergleich zur gleichen Masse frischer Frucht sogar konzentriert vor [4]. 100 g Trockenfrüchte enthalten also beispielsweise mehr Kalium, Eisen und Magnesium als 100 g Frischobst. Die erhöhte Nährstoffdichte geht allerdings auch mit einer Konzentration des im Obst enthaltenen Zuckers einher. Der Fruchtzuckergehalt von Trockenfrüchten kann bei bis zu 70 % liegen [1]. Das Problem dabei ist, dass man auf Grund des kleineren Volumens der getrockneten Früchte versucht ist, mehr davon zu essen als vom frischen Pendant. Das Sättigungsgefühl im Magen wird nämlich vom Volumen und nicht von der Energiedichte der aufgenommenen Nahrung bestimmt.

Eine tabellarische Gegenüberstellung der Kalorien und Nährwerte verschiedener Dörrobstsorten und der entsprechenden frischen Früchte finden Sie in der Zusammenfassung der Plattform Richtig dörren [5].

Bessere Bekömmlichkeit

Trockenfrüchte sind eine gute Ballaststoffquelle. Das kommt der Verdauung zugute und macht die getrockneten Früchte für manche Menschen bekömmlicher als frisches Obst. Bei übermäßigem Verzehr kann der hohe Ballaststoffanteil allerdings zu Blähungen führen oder abführend wirken.

Längere Haltbarkeit

Eine Folge des Wasserentzugs beim Dörren – nur etwa 20% des Wasseranteils der frischen Frucht bleiben erhalten – ist auch die lange Lagerfähigkeit von Trockenfrüchten. Schimmel und Bakterien haben im relativ trockenen Milieu schlechte Lebensbedingungen, und so bleibt das Obst bis zu einem Jahr haltbar.

Trotz dieser natürlichen langen Haltbarkeit setzen einige Hersteller Konservierungsstoffe wie Schwefeldioxid zu – auch um die frische Farbe der Früchte besser zu erhalten. Hier ist besonders für Asthmatiker Vorsicht geboten, da ein Asthmaanfall ausgelöst werden könnte. Empfindliche Personen können auch mit Kopfweh, Übelkeit oder Magenproblemen auf hohe Schwefeldosen reagieren. Ein Blick auf die Zutatenliste gibt Aufschluss.

Fazit

Als süßer Energielieferant zwischendurch sind Trockenfrüchte sicher empfehlenswerter als nährstoffarme Süßigkeiten. Wie bei frischem Obst gilt auch bei Dörrobst natürlich: am gesündesten sind Früchte, die nicht mit Pestiziden oder chemischen Düngemitteln belastet sind und reif geerntet wurden. In Maßen genossen können sie einen wertvollen Beitrag zu einer gesunden Ernährung leiten. Auf frisches Obst sollte allerdings trotzdem nicht verzichtet werden.

Eine interessante Alternative zur herkömmlichen Trocknung durch Hitze könnte übrigens die Gefriertrocknung (auch Lyophilisation) sein. Hier wird die Frucht zuerst gefroren und dann das enthaltene Wasser durch Anlegen eines Vakuums direkt vom festen in den gasförmigen Zustand überführt (Sublimation). So bleiben Aroma und Struktur der Früchte fast vollständig erhalten und auch hitzeempfindliche Inhaltsstoffe werden durch den schonenden Prozess nicht zerstört.

 

Referenzen

  1. Isabelle Keller (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.), Apotheken Umschau, 18.11.2015 
  2. Kundu JK, Chun KS. The promise of dried fruits in cancer chemoprevention (2014). Asian Pac J Cancer Prev. 15(8):3343-52.
  3. Carughi A, Feeney MJ, Kris-Etherton P, Fulgoni V 3rd, Kendall CW, Bulló M, Webb D. Pairing nuts and dried fruit for cardiometabolic health (2016). Nutr J. 15:23.
  4. Bennett LE, Singh DP, Clingeleffer PR. Micronutrient mineral and folate content of Australian and imported dried fruit products (2011). Crit Rev Food Sci Nutr. 51(1):38-49.
  5. Nährwerttabelle Trockenobst

 

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2 Gedanken zu “Ist frisches Obst gesünder als Trockenfrüchte?
  1. Philipp

    Hi,

    ich finde den Artikel sehr gelungen. Er enthält sehr interessante Informationen.

    MFG Philipp

     
    1. bESSERwisser

      Hi Philipp,

      vielen lieben Dank! Wir freuen uns, dass er dir gefällt 🙂

      Alles Liebe,
      die bESSERwisser