Seit 25 Jahren wurde immer wieder eine Studie zitiert, um die Unbedenklichkeit des Herbizids Roundup und seines Wirkstoffs Glyphosat zu belegen. Jetzt ziehen die Herausgeber der Fachzeitschrift "Regulatory Toxicology and Pharmacology" die Veröffentlichung der Studie offiziell zurück. Zweifel schwächen die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit der Studie – und damit dessen Kernaussage, dass Roundup und sein Wirkstoff Glyphosat keine krebserregenden Wirkungen hätte.
Der Vorwurf: Mitarbeiter des damaligen Herstellers Monsanto sollen die Studie maßgeblich verfasst und Studienergebnisse selektiv genutzt haben. Die Studie stütze sich ausschließlich auf Daten, die keine Hinweise auf krebserzeugende Eigenschaften von Glyphosat ergaben, obwohl schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung andere Studienergebnisse auf potentielle Gesundheitsrisiken hinwiesen, deren Daten nicht berücksichtigt wurden.
Warum jetzt?
Ein Rechtsstreit in den USA brachte interne Korrespondenz von Monsanto schon 2017 ans Licht. Daraus geht hervor, dass die drei in der Studie genannten Autoren wohl nicht allein für den Inhalt verantwortlich waren. Stattdessen sollen möglicherweise Mitarbeiter von Monsanto ohne ordnungsgemäße Nennung als Mitautoren an der Erstellung der Studie mitgewirkt haben. Ein nicht offengelegter Interessenkonflikt der offiziell genannten Studienautoren scheint außerdem vorzuliegen, da sie möglicherweise eine finanzielle Vergütung von Monsanto für ihre Arbeit an der Studie erhalten haben, ohne diese anzugeben. Der Herausgeber hat jetzt – 7 Jahre nach der Veröffentlichung der internen Konzernkorrespondenz – reagiert und die vielbeachtete Studie wissenschaftlich überprüft. Nach der Überprüfung stufen sie das Vertrauen in die Ergebnisse als nicht mehr gegeben ein. Die Studie hatte jahrzehntelang einen erheblichen Einfluss auf regulatorische Entscheidungen in Bezug auf Glyphosat und Roundup.
Die EU hat die Genehmigung für Glyphosat zuletzt bis Ende 2033 verlängert. In einem Teil der Mitgliedstaaten, darunter Österreich und Deutschland, sind Anwendungen in Haus- und Kleingärten sowie auf Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, verboten oder stark eingeschränkt (s. auch unseren Artikel Pro und Contra Grüne Gentechnik). In den USA hatten in den vergangenen Jahren an Krebs erkrankte Menschen, die Roundup verwendet hatten, mehrfach hohe Schadenersatzsummen zugesprochen bekommen.
ip, 22.12.2025
dpa-AFX, Umstrittene Glyphosat-Studie nach 25 Jahren zurückgezogen, 10.12.2025, https://mobile.traderfox.com/news/dpa-compact/883091-umstrittene-glyphosat-studie-nach-25-jahren-zurueckgezogen/
Williams, G. M., Kroes, R., Munro, I. C. (2000). RETRACTED: Safety Evaluation and Risk Assessment of the Herbicide Roundup and Its Active Ingredient, Glyphosate, for Humans, Regulatory Toxicology and Pharmacology, 31(2), 117-165, https://doi.org/10.1006/rtph.1999.1371.