Vortrag von Luca Chiapperino: The mirage of biosocial complexity

Luca Chiapperino präsentiert seine Forschungsergebnisse, Bild: Open Science - Lebenswissenschaften im Dialog

Am 4. Juli 2023 war Luca Chiapperino, Lehrbeauftragter des Schweizer Nationalfonds an der Universität Lausanne, zu Gast im Hörsaal des IMBA und hielt eine Präsentation seiner aktuellen Forschung. Der Vortrag wurde vom CeSCoS (Centre for the Study of Contemporary Solidarity) in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Plattform für Personalisierte Medizin (ÖPPM), Open Science – Lebenswissenschaften im Dialog und der Karl Landsteiner Universität für Gesundheitswissenschaften organisiert und auch online übertragen.

Luca Chiapperino präsentierte in seinem Vortrag die Ergebnisse eines 2020 gestarteten Forschungsprojekts, das vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert wird. In diesem Projekt beschäftigt er sich mit Policies (impliziten Strategien) in der epigenetischen Forschung und geht darin der Frage nach, ob eine Definition von Epigenetik, die gesundheitliche und umweltbedingte Ungleichheit mit einbezieht, eine Wunschvorstellung ist oder eine Chance für zukünftige Gesundheitspolitik sein kann.  

Epigenetische Veränderungen des menschlichen Organismus werden zunehmend mit biosozialen Faktoren in Verbindung gebracht, etwa den Lebensumständen, in denen eine Personen aufwächst und lebt. Das eröffnet weitere Debatten um die Eigenverantwortung der Menschen in der Entstehung von Erkrankungen, die auf epigenetische Veränderungen zurückzuführen sind.

Chiapperino argumentiert gegen eine Reduzierung auf einzelne biosoziale Faktoren bei der Entstehung epigenetischer Veränderungen und für eine komplexere Sicht darauf. Ein Zusammenspiel vielfältiger biologischer, sozialer, biografischer Faktoren hat Einfluss auf unser Genom. Diese Zusammenhänge können jedoch noch nicht umfassend verstanden werden. Existierende Methoden und Werkzeuge müssen erweitert werden, um diese Komplexität festhalten und analysieren zu können.

Als Beispiel führt er die Erforschung von Stress als epigenetischem Einflussfaktor an Mäusen an. Laborexperiment mit isolierten Stressfaktoren vereinfachen die reale Komplexität und die multiplen Einflussfaktoren. Rückschlüsse auf die Epigenetik des Menschen sind daher noch kaum möglich.

Über Luca Chiapperino:

Luca Chiapperino is Swiss National Science Foundation (SNSF) "Ambizione" Lecturer at the STS Lab of the Institute of Social Sciences (ISS), Faculty of Social and Political Sciences (SSP) at UNIL. In 2015 he received his PhD in "Foundations and Ethics of the Life Sciences" at the European School of Molecular Medicine (SEMM) and the University of Milan, Italy. His research interests sit at the crossroads of Science and Technology Studies, moral and applied philosophy; a position from which he studies the normative dimensions of biomedicine, and the multiple ways value-laden and factual elements get articulated in practices of knowledge-production. His work has appeared in numerous specialised journals and collective works, as well as in interdisciplinary publications. 

mw, 18.07.2023

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