Anthropozän: Zeitalter der Menschen?

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Die Natur behielt über viele Jahrtausende die Übermacht über den Menschen, der sich an Flora und Fauna anpassen musste - das hat sich geändert. Durch die industrielle Revolution und den damit einhergehenden technischen Prozessen setzte die Menschheit ein bisher unbekanntes Phänomen im Gang. Der Nobelpreisträger Paul Crutzen nannte es 2000 beim Namen: Wir sind im Erdzeitalter des Anthropozän angekommen.

 Einführung eines neuen Zeitalters?

Hintergrund des Vorschlages, ein neues Zeitalter auszurufen, ist, dass der Mensch mittlerweile zur stärksten Beeinflussung von geologischen und ökologischen Prozessen geworden ist – Müllberge, Ölbohrungen und CO2-Anstieg sind einige der dadurch entstandenen Folgen. In Fachkreisen hält die Diskussion, ob man dieses neue Zeitalter wirklich ausrufen kann, weiter an.
Die Anthropozän-Arbeitsgruppe der Internationalen Stratigraphischen Kommission, an der auch Erdwissenschaftler Michael Wagreich von der Universität Wien teilhabend ist, hat nun auf die Kritik zum Vorschlag der Einführung einer neuen Epoche reagiert. Sie weisen auf „die unumkehrbaren Veränderungen auf der Erde“ hin, die sich nicht nur auf human- und sozialwissenschaftliche Trends beschränken.

Geologische Schicht des Anthropozän bereits nachweisbar

Seitens der Geowissenschaften wurde zunächst sehr viel Kritik geübt, ob eine geologisch gesehen so kurze Zeitspanne eine solche Bedeutung erlangen soll, so Michael Wagreich. Die Untersuchungen zeigen jedoch auf, dass auch die naturwissenschaftliche Basis für das Konzept des Anthropozäns gegeben sei. In geologischen Ablagerungen sind anthropozäne Schichten bereits eindeutig von den erdgeschichtlichen Zeitaltern zuvor unterscheidbar – sie beinhalten nicht natürlich vorkommende Materialien und Elemente wie Plastik, Flugasche oder Radionuklide, sowie Metalle wie Aluminium, Pestizide und Beton.
Trotz der Arbeiten des Forschungsteams steht nicht fest, ob und wann das Anthropozän eingeführt wird. Fest steht aber, dass die Einführung eines neuen geologischen Erdzeitalters  ein wichtiger Schritt hin zur globalen Anerkennung der globalen Veränderungen bedeutet.

Publikation in "Newsletters on Stratigraphy":
Zalasiewicz, J; Waters, CN.; Wolfe, AP.; Barnosky, et al.:. Making the case for a formal Anthropocene Epoch: an analysis of ongoing critiques. In: Newsletters on Stratigraphy, Volume 50, Number 2, April 2017, pp. 205-226(22)

 

 

JM, 02.05.2017