Weihnachtliche Gewürze: gut und gesund

Weihnachtliche Gewürze

Bild: Open Science - Lebenswissenschaften im Dialog CC BY-NC-SA 4.0

Die Christkindlmärkte sind wieder geöffnet, die Maroni-Verkäufer stehen vor ihren Öfen, und Lebkuchen und Glühwein haben Saison. Sie ist wieder da – die Weihnachtszeit – und mit ihr der so charakteristische und eindrückliche Geruch nach Anis, Nelken, Vanille und Zimt.  Aber Gewürze sind nicht nur ein sinnliches Erlebnis, sie sorgen auch für unser Wohlbefinden, zum Beispiel durch ihre verdauungsfördernde Wirkung. Wussten Sie, dass die meisten Gewürze auch eine heilende Wirkung haben und in der Kräutermedizin eingesetzt werden? Die bESSERwisser haben für Sie Wissenswertes dazu zusammengefasst.

Anis mit und ohne Stern

Anis hilft bei Husten und gegen Blähungen, wirkt antibakteriell, krampf- und schleimlösend. Er kann allerdings auch allergische Reaktionen auslösen. Sternanis ist botanisch nicht mit dem Anis verwandt, ähnelt ihm aber geschmacklich und im Duft. Einer der Wirkstoffe des Sternanis, die Shikimisäure, ist die Grundlage für den Wirkstoff des bekannten Grippemittels Tamiflu. Kein Wunder, dass Sternanistee gegen Husten und andere grippalen Beschwerden eingesetzt wird.

Verschiedene Gewürze im Lebkuchen

Kardamom und Koriander werden bei uns eher mit der asiatischen Küche assoziiert, Koriander, Muskat und Piment werden eigentlich nicht mit  Süßspeisen in Verbindung gebracht. Sie sind dennoch gemeinsam mit Nelken und Zimt Bestandteil von Lebkuchengewürz. All diese Gewürze wirken verdauungsfördernd und sind gut für Magen und Darm. Koriander gilt zudem als krampflösend und antibakteriell. Der stimmungsaufhellende Muskat gehört zu den Gewürzdrogen, in höherer Dosierung (5-30 g) ist er giftig, kann sogar tödlich sein.

Die vielseitige Nelke

Die Gewürznelke ist nicht nur im Geruch sehr intensiv, sie wird dank ihrer ätherischen Öle auch in der Heilkunde eingesetzt. Da sie eine starke verdauungsfördernde Wirkung hat, ist sie Bestandteil vieler Magen-Darm Tees und Magenbitter und wird oft schwerverdaulichen Speisen zugesetzt. Nelken wirken auch antibakteriell, schmerzstillend und gegen Mundgeruch, deshalb werden sie in diversen Mund- und Zahnpflegeprodukten eingesetzt. Die starke antibakterielle Wirkung von Nelken wird derzeit intensiv beforscht, um sie für Medikamente nutzbar zu machen. [1]

Vanille für verliebte Naschkatzen

Vanille ist das wohl häufigste Gewürz in Süßspeisen. Allerdings ist nur ein kleiner Teil davon echte Vanille, meist kommt stattdessen industriell erzeugtes Vanillin zum Einsatz. Von der echten Vanille werden nur etwa 1000 Tonnen jährlich produziert, von Vanillin dagegen etwa 12.000 Tonnen. Vanille wird in der Heilkunde kaum eingesetzt, dafür umso mehr in der Kosmetik- und Parfümindustrie. Ihr wird eine beruhigende und stimmungsaufhellende Wirkung zugeschrieben. Wegen der chemischen Ähnlichkeit des Vanillins mit den Sexuallockstoffen des Menschen wird Vanille auch eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt.

Zimt in Maßen genießen

Falls Sie Zimt nicht nur als Pulver, sondern auch in Form von Zimtstangen verwenden, sollten Sie diese einmal genauer betrachten. Ist die Rinde dünn, bröckelig und nur von einer Seite her eingerollt? Oder dick, hart und von beiden Seiten her eingerollt? Im ersteren Fall haben Sie sogenannten echten Zimt (Zimtbaum, cinnamomum verum, auch als Ceylon-Zimt bezeichnet) erstanden. Im Fall von dickem, hartem Zimt handelt es sich um Zimt von einer Zimtkassie (je nach Herkunftsregion unterteilt in weitere Arten wie cinnamomum cassia, cinnamomum burmani usw.). Für das Backen eignet sich der gröbere Cassia-Zimt besser, weil er weniger hitzeempfindlich ist. Wegen des höheren Kumarin-Gehaltes ist er allerdings in letzter Zeit umstritten. Kumarin kann, regelmäßig und in größeren Mengen genossen, bei empfindlichen Personen Leberschäden verursachen. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung hat deshalb eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge von 0,1 mg Kumarin pro kg Körpergewicht und Tag abgeleitet, der mit auch mit den Ergebnissen der EFSA übereinstimmt [2].

Keine Angst vor Zimt

Muss man nun Angst vor Zimtsternen haben? Nein, wenn man nicht Unmengen davon isst. Probleme ergeben sich vor allem wegen der medizinischen Wirkung von Zimt: es scheint bei gesunden Menschen den Blutzucker zu senken und den Triglycerinspiegel zu reduzieren, was Essern von fett- und zuckerreichen Keksen gut tut. Bei Diabetes ist die Wirkung von Zimt noch umstritten, es wird jedenfalls eifrig zur Wirkung geforscht und publiziert. [3,4] Viele Betroffene nehmen dennoch bereits jetzt täglich Zimtkapseln ein. In solchen Fällen sollte wirklich in der Küche auf Ceylon-Zimt zurückgegriffen werden, um die Belastungsgrenzen nicht zu überschreiten. Besonders Kleinkinder sollten nicht zu viel Zimtgebäck oder Zimt enthaltende Fertiggerichte bekommen, da sie die empfohlenen Grenzwerte rascher erreichen.

Achtung: Für Allergiker können weihnachtliche Gewürze auch zum Problem werden – nachzulesen in unserem Artikel Tipps und Tricks für Allergiker.

 

Referenzen

[1] Ajiboye TO, Mohammed AO, Bello SA et.al: Antibacterial activity of Syzygium aromaticum seed: Studies on oxidative stress biomarkers and membrane permeability.  Microb Pathog. 2016 Jun;95:208-15. DOI: 10.1016/j.micpath.2016.03.011

[2] Bundesinstitut für Risikoberwertung (BfR): Fragen und Antworten zu Cumarin in Zimt und anderen Lebensmitteln. (Zugriff am 13.12.2016)

[3] Costello RB, Dwyer JT, Saldanha L. et.al: Do Cinnamon Supplements Have a Role in Glycemic Control in Type 2 Diabetes? A Narrative Review.  J Acad Nutr Diet. 2016 Sep 8. S2212-2672(16)30899-1. DOI: 10.1016/j.jand.2016.07.015.

[4] Hariri M. Ghiasvand R.: Cinnamon and Chronic Diseases. Adv Exp Med Biol. 2016;929:1-24.  DOI: 10.1007/978-3-319-41342-6_1

 

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