Ostertraditionen: Von Spinat, besonderen Eiern und dem Osterhasen

Hase in grüner Wiese

Quelle: Pixabay, CC0

Rund um die Karwoche und Ostern sind im Lauf der Zeit viele Bräuche, kulinarische Eigenheiten und Ostertraditionen entstanden. Die bESSERwisser haben sich auf die Suche nach deren Ursprung begeben und stellen die Ergebnisse der Recherche hier vor. Unter anderem wird das Geheimnis des Osterhasen gelüftet und auch erklärt, warum Sie sich unbedingt ein Gründonnerstags-Ei sichern sollten.

Fastenzeit

Ostern ist das höchste christliche Fest, bei dem Gläubige in aller Welt die Auferstehung Jesu Christi feiern. Dem Osterfest geht eine 40-tägige Fastenzeit als Vorbereitung auf Ostern voran. Die Sonntage werden dabei nicht mitgerechnet. Die „österliche Bußzeit“ beginnt mit dem Aschermittwoch und soll der inneren Umkehr (Buße) und dem Beten dienen. Fasten ist ein wichtiger Aspekt dieser Vorbereitung. Worauf man während der Fastenzeit verzichtet, hat sich im Lauf der Jahrhunderte stark gewandelt. Der lange Verzicht auf tierisches Fett, Fleisch und Eier hat viele Traditionen geprägt, und sogar Milchprodukte waren einst während der Fastenzeit verboten. Heute ist nicht mehr so streng vorgeschrieben, was gegessen werden darf und was nicht. Zu den häufigsten Fastenvorsätzen zählen der Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Süßigkeiten. Doch auch Autofasten oder weniger Fernsehkonsum oder Nutzung sozialer Netzwerke liegen heute im Trend. Im Prinzip möchte man in der Fastenzeit folgendes erreichen: die Besinnung auf das Wesentliche und ein Überdenken der eigenen Existenz [1].

Der Gründonnerstag – ein Spinattag

Kommt bei Ihnen am Gründonnerstag auch immer Spinat (meist mit Spiegelei) auf den Tisch oder kennen Sie diesen Brauch zumindest noch aus Ihrer Kindheit? Haben Sie sich auch schon gefragt, warum es ausgerechnet Spinat sein muss?

Der Ursprung der Bezeichnung „Gründonnerstag“ ist unbekannt. Es gibt mehrere verschiedene Theorien dazu, die sich zum Teil widersprechen [2]. Mit der Farbe Grün hat er nicht unbedingt etwas zu tun. Außerdem wird er nur im deutschen und tschechischen Sprachraum so genannt, anderswo in Europa wird er entweder mit der Farbe Weiß oder Verballhornungen aus dem Kirchenlatein in Verbindung gebracht.  Von der alten Bezeichnung „Antlasstag“ (Ablasstag) sind in manchen Regionen noch die „Antlasseier“ übrig geblieben.

Zum Spinat war es ein längerer Weg, er war sozusagen der städtische Ersatz für die ursprünglich benötigten Kräuter für die traditionelle Kräutersuppe. Der Gründonnerstag hatte im ländlichen Leben einstmals eine große Bedeutung. Zum einen musste an diesem Tag der Pachtzins an die Grundherren entrichtet werden, und zwar häufig in Form von Eiern (Eierzins). In einigen Regionen war er auch der Tag der ersten Frühlingsaussaat. Die an diesem Tag ausgesäten Kräuter und Pflanzen galten als ganz besonders widerstandsfähig und geschützt vor Frösten, beziehungsweise auch als besonders heilkräftig. Mittags kam üblicherweise eine (grüne) Suppe aus mindestens neun verschiedenen frisch gesammelten Wildkräutern auf den Tisch, die Gesundheit für das ganze Jahr bringen sollte. Die am Gründonnerstag gelegten Eier (Antlasseier) galten als glückbringend und unheilabwehrend, weshalb sie nach der Speisenweihe beim Haus oder Brunnen vergraben wurden.  Auch den am Karfreitag gelegten Eiern wurden besondere  Eigenschaften nachgesagt:  zum einen sollten sie nicht faulen, auch wenn sie ein ganzes Jahr lang aufbewahrt wurden und zudem vor Gefahren wie Blitzschlag und Krankheiten schützen. Diese Eier durften keinesfalls gefärbt werden, wurden also nicht zu Ostereiern [3].

Bis heute werden am Gründonnerstag um die 400.000 Packungen Tiefkühlspinat gekauft. Vielleicht probieren Sie einmal als Alternative Kräutergerichte aus? In Deutschland sind übrigens auch Kräuterpalatschinken sehr beliebt.

Speisenweihe als Ostertradition

In katholischen Gegenden ist die Speisenweihe (in Österreich auch als Fleischweihe bezeichnet) bis heute üblich. Die Menschen gehen am Karsamstag mit einem Korb mit Schinken, geselchter Zunge, Würsten, Eiern, Kren, Salz, Brot und Gebäck in die Kirche, um die Lebensmittel weihen zu lassen, die dann an Ostern verspeist werden. Jedes Lebensmittel symbolisiert bei dieser Ostertradition etwas Bestimmtes, zum Beispiel der Kren die Leiden Christi [4].

Nach der langen Fastenzeit darf ab dem Ostermorgen wieder reichlich gegessen werden. Die traditionellen Osterspeisen in Österreich sind Osterschinken und Geselchtes, Eier, sowie typisches Hefegebäck (Osterpinze, Kärnter Rein(d)ling u.ä). Anderswo wird gerne Lamm gegessen. Spezielles süßes Ostergebäck ist in ganz Europa verbreitet, ob in Kranz-, Tauben- („Paloma di Pasqua“ in Italien) oder Lammform.

Die Sache mit dem Osterhasen

Bringt wirklich der Osterhase die Ostereier? Nein, nicht überall in Europa gibt es diese Ostertradition. Und wenn doch, dann oft seit noch gar nicht so langer Zeit. Der Osterhase ist eine deutsche  Erfindung vom Ende des 17. Jahrhunderts. In Städten wurde er rasch aufgenommen, aber in ländlichen Regionen setzte er sich nur schwer durch, zum Teil erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. In deutschsprachigen Gebieten hatte er Konkurrenz durch den Hahn, den Kuckuck, den Fuchs oder den Storch [5]. Durch deutsche Auswanderer verbreitete sich der Osterhase auch in den USA und später noch in England. In den meisten europäischen Ländern werden Sie den Osterhasen vergeblich suchen. In Norwegen und Schweden bringen zum Beispiel die Osterküken die Eier, in Frankreich werfen die Glocken, die zu Ostern von Rom zurückfliegen, Süßigkeiten ab. Und in Ländern wie Italien wird offen zugegeben, dass die Eltern beziehungsweise Großeltern für die süßen Ostergeschenke sorgen.

Hätten Sie’s gewusst?

Was versteht man unter einem Palmesel? Als „Palmesel“ wird vielerorts die Person bezeichnet, die am Palmsonntag zuletzt aufsteht. Diese Schmach wird in manchen Gegenden, in denen die Palmbuschen für den Kirchgang an langen Holzlatten befestigt werden, auch anderen zuteil: fallen die langen Stangen in der Kirche um oder verlässt man die Kirche mit eben diesen zuletzt, so wird man zum Palmesel gekürt.

Referenzen:

[1] https://www.erzdioezese-wien.at/40-tage-fastenzeit
[2] Falls Sie diese Theorien interessieren sollten, hilft Ihnen vielleicht Wikipedia weiter: https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCndonnerstag
[3] http://www.kirchenweb.at/osterhase/antlasseier/antlasseier.htm; „Gründonnerstag“ in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 3 [1932], unveränd. photomech. Nachdruck, Walter de Gruyter, Berlin / New York, 2000
[4] http://religion.orf.at/stories/2577364/
[5] http://www.theology.de/kirche/kirchenjahr/osterbraeucheindeutschland.php

(2.071 Mal angesehen, davon 123 Mal heute)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


CAPTCHA-Bild
Bild neu laden